Melanie Oesch
Zwischen Musik, Familie und einem Baumzwergenmädchen
Sie steht seit über 25 Jahren mit ihrer Familienband Oesch’s die Dritten auf der Bühne. Doch die Musik ist nicht ihre einzige Leidenschaft: Melanie Oesch schreibt auch Kinderbücher und bringt damit eine andere Seite von sich zum Vorschein.
Text: Salome Kern, Foto: Stephigraphie, Stephanie Wyss
Melanie Oesch war gerade einmal fünf Jahre alt, als sie zum ersten Mal mit ihrem Vater auf der Bühne stand. Schon damals jodelte sie mit einer Selbstverständlichkeit, als hätte sie nie etwas anderes getan. Trotzdem war für sie lange nicht klar, dass Musik einmal ihr Beruf werden sollte. «Als Kind habe ich gedacht, dass ich Musik nicht zum Beruf machen möchte. Ich hatte Angst, dass das Schöne durch ständige Wiederholung verloren geht», erzählt Melanie Oesch. «Aber ich habe gemerkt, dass ich mich immer wieder neu darauf einlassen kann.»
Von der Familienband zur Erfolgsformation
Heute ist Melanie Oesch 37 Jahre alt und Frontfrau von Oesch’s die Dritten, einer der erfolgreichsten Schweizer Volksmusikformationen. Die Familienband wurde Ende der 1990er gegründet und besteht aus Hansueli und Annemarie sowie ihren Kindern Melanie, Mike und Kevin. Der einzige der Band, der einen anderen Nachnamen trägt, ist Urs Meier. Er begeistert mit seinen Akkordeon-Künsten.
Was als Familientradition begann, ist längst zu einem festen Bestandteil der Schweizer Musikszene geworden. Mit energiegeladenem Jodel, Liedern in Mundart und einem Sound, der Tradition und Gegenwart verbindet, füllen Oesch’s die Dritten grosse Säle im In- und Ausland. Dabei bleibt ihr Markenzeichen immer spürbar: Authentizität, Nähe zum Publikum und die Freude an der Musik.
Oesch’s die Dritten mit dem Video-Clip zu «Swissabilly» vom neuen Album Händmade.
Konzerte, die Geschichten erzählen

Konzerte von Oesch’s die Dritten sind immer ein riesiges Fest. Foto: Maxime Schmid
Ihr Repertoire reicht von traditioneller Volksmusik über Eigenkompositionen bis hin zu Stücken mit rockigen oder poppigen Elementen. Die Band hat sich mit ihren Auftritten eine treue Fangemeinde im In- wie auch Ausland aufgebaut. Es fällt auf: Sie singen oft in Dialekt, ein bewusster Entscheid, der dem Publikum einen unmittelbaren Zugang zu ihrer Herkunft und Identität gibt. Aber auch Songs auf Deutsch, Französisch, Englisch und manchmal sogar Spanisch sind Teil des Repertoires. Trotz des Erfolgs im Ausland bleibt die Verwurzelung in der Schweiz zentral.
Melanie Oesch steht dabei nicht nur als Sängerin im Mittelpunkt, sondern prägt die Gruppe auch als kreative Kraft. In der Bühnenarbeit übernimmt sie oft die Rolle der Erzählerin, leitet durch das Programm und gibt der Musik so einen Rahmen. «Was unser Publikum spürt, ist, dass wir das, was wir tun, wirklich leben.» Die Auftritte der Band sind nicht nur musikalische Darbietungen, sondern erzählen Geschichten, schaffen Nähe und lassen Raum für leise wie laute Momente.
Zwischen Jodel und Geschichten
Melanie Oesch ist auch neben der Musik kreativ. Schon seit der Kindheit begleitet sie der Wunsch, Geschichten zu schreiben. «Ich wollte als Kind Autorin werden. Die Musik kam einfach dazwischen.» 2016 erschien ihr erstes Kinderbuch «Elin – Das Baumzwergenmädchen». Die Idee dazu entstand bei einem kreativen Austausch mit dem Verlag, die Figur von Elin und weitere Ideen hatte Melanie Oesch schon vorher in der Schublade.
Elin ist ein neugieriges Wesen mit grosser Naturverbundenheit. «Die Liebe zur Natur, zur Stille, zur Detailwahrnehmung – das bin ich», sagt Melanie Oesch. Elin beobachtet, hört zu, fühlt viel und sie liebt Tiere.

Kleine Dinge mit grosser Bedeutung

Inzwischen sind zwei Bände erschienen, beide reich bebildert, mit Geschichten, die Raum für Fantasie lassen und gleichzeitig Verwurzelung vermitteln. Ihr Anliegen ist es, Kinder in eine Welt einzuladen, in der Langsamkeit Platz hat und in der kleine Dinge grosse Bedeutung bekommen.
Beide Elin-Bände entstanden vor der Geburt ihrer Söhne. Viele erwarteten dann einen dritten Band, dafür reichte ihre Zeit aber nicht. «Der alternative Vorschlag vom Verlag ein Wimmelbuch gemeinsam mit Künstlerin Celine Geser und mit kurzen Texten von mir zu realisieren, fand ich einfach grossartig.» Schon alleine, weil ein Wimmelbuch mit Kartonseiten für kleinere Kinder noch besser geeignet ist.
Kreatives Arbeiten im Wandel
Dass ihre beiden Söhne heute mit ihr aufwachsen, bei Tour und Proben dabei sind, hat auch ihren Blick aufs kreative Schaffen verändert. «Ich bin effizienter geworden, oft auch intuitiver. Es bleibt weniger Zeit zum Zerdenken und das ist manchmal ein Segen.»
Zwischen Musikprobe, Liederschreiben und Familie hat sich Melanie Oeschs Leben gewandelt. Doch die Liebe zur Musik, mit der sie schon als 5-Jährige auf der Bühne begeisterte, ist noch da.

Oesch’s die Dritten: Hansueli, Kevin, Melanie, Annemarie und Mike Oesch sowie Akkordeonist Urs Meier. Foto: Stephigraphie, Stephanie Wyss