Claudio Zuccolini:

«Ich war schon immer ein Aufreger – jetzt stehe ich einfach dazu!»

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"Wie tickt die Schweiz?" moderiert von Claudio Zuccolini Copyright: SRF/Gian Vaitl

«Ich hätte nicht mehr damit gerechnet, dass ich mal eine Samstagabend-Show moderiere, das ist ein grosses Geschenk.»

Exklusiv-Interview mit Claudio Zuccolini

EP: Sie moderieren die Samstagabend-Show «Wie tickt die Schweiz?», Ende Januar hat die dritte Folge gestartet. Kurz erklärt – worum geht es?

Claudio Zuccolini: Die Show ist eine Mischung aus Unterhaltung und Umfragen zu Alltagsfragen. Es geht um Dinge, mit denen sich jeder identifizieren kann – zum Beispiel: Wer schaut in fremde Badezimmerschränke? 100 Schweizerinnen und Schweizer geben ihre Antworten ab, während Teams aus Prominenten raten müssen, wie die Mehrheit geantwortet hat. Wir haben sogar eine Psychologin dabei, die die Antworten einordnet – das macht es noch spannender.

EP: Was haben Sie über uns gelernt? Wie ticken wir wirklich?

Claudio Zuccolini: Ich glaube, wir sind alle gar nicht so unterschiedlich, wie wir manchmal denken. Man merkt im Lauf der Show immer wieder, dass andere dieselben komischen Sachen machen wie man selbst. Klar, ein Studiopublikum ist eher offen, aber gewisse Trends und Muster sind erkennbar. Es ist lustig, weil sich oft ganze Familien beim Zuschauen wiedererkennen. Dann heisst es plötzlich: «Genauso ist der Papi auch!» Gerade bei den anonymen Fragen wird es besonders spannend.

EP: Für Sie ist das die erste grosse Samstagabend-Show. Wie haben Sie diese neue Herausforderung erlebt? Gab es besondere Momente, an die Sie sich gerne zurückerinnern?

Claudio Zuccolini: Es war wahnsinnig intensiv. Wir haben jeweils drei Stunden gefilmt, und ich war mitten in der Arena – im Gespräch mit 100 Menschen, die Promis im Griff, den Spielablauf im Kopf. Und dabei sollte ich möglichst locker bleiben. Aber es hat mir wahnsinnig Spass gemacht! Ich hätte nicht mehr damit gerechnet, dass ich mal eine Samstagabend-Show moderiere – das ist ein grosses Geschenk.

EP: Letztes Jahr sind Sie 54 geworden. Sie sagten kürzlich, das sei das perfekte Alter, um sich aufzuregen. Wieso ist das so? Werden wir mit dem Alter nörgeliger oder ehrlicher?

Claudio Zuccolini: Beides! Manche werden altersmild – ich gehöre definitiv nicht dazu. Früher war ich harmoniebedürftig. Wer älter wird, erlebt immer wieder die gleichen mühsamen Situationen. Durch diese Wiederholung regt man sich dann einfach mehr darüber auf. Plus: Dinge, die früher nie ein Problem waren, gehen plötzlich nicht mehr so einfach. Das nervt. Ich glaube aber auch, dass ich schon immer ein bisschen so war. Jetzt kann ich es mir einfach eingestehen.

EP: Ihr aktuelles Programm «Der Aufreger» dreht sich genau darum. Der Geschirrspüler soll Sie ja auch schon aufgeregt haben. Können Sie uns verraten, warum?

Claudio Zuccolini: Meine Frau und ich haben unterschiedliche Philosophien, wie man einen Geschirrspüler einräumt. Sie will, dass alles sauber wird – ich will, dass die Maschine maximal voll ist. Da regen wir uns beide über den anderen auf. Mein grösstes Problem ist aber diese, von mir so genannte, Bestecklounge, also die oberste Schublade. Das ist doch völliger Blödsinn! Ich will einen Besteckkorb – rein, fertig.

«Ich glaube, wir sind alle gar nicht so unterschiedlich, wie wir manchmal denken.»

«In den letzten 20 Jahren hat sich Stand-up-Comedy etabliert – und das Publikum hat mich akzeptiert.»

«Ich nehme mir 65 als Ziel – ob ich dann aufhöre oder nicht, mal sehen.»

EP: Es ist nicht das erste Mal, dass Sie sich über Technik aufregen. Der Handy-Akku unter 20 Prozent, Online-Gadgets, die den Familienfrieden stören. Haben Sie eine schwierige Beziehung zu Technik oder sind Sie ein Fan?

Claudio Zuccolini: Ich bin ein extremer Technik-Fan! Besonders Apple überzeugt mich – ich liebe es, neue Gadgets auszuprobieren. In der heutigen Zeit ist es wichtig, dranzubleiben, sonst versteht man die Welt bald nicht mehr. Ich gehöre ja zu der Generation, die die Hälfte ihres Lebens ohne diese Produkte verbracht hat – da fehlt mir manchmal die Grundlage. Ich lade etwas auf meinem Laptop hoch – und schwupp, es ist auf dem Smartphone. Das ist doch ein Wunder!

EP: Aktuell ist Künstliche Intelligenz überall – in Smartphones, Fernsehern, sogar Kaffeemaschinen. Nutzen Sie ChatGPT oder andere AI-Tools? Und was halten Sie davon – Fluch oder Segen?

Claudio Zuccolini: Wir kommen nicht drumherum, die wenigsten neuen Technologien verschwinden wieder. Ich google zwar noch vieles, merke aber, dass es mit ChatGPT oft einfacher geht. Für meine Tochter habe ich mal einen KI-generierten Song gemacht – das war super! Für Comedy habe ich auch schon experimentiert, aber das funktioniert (noch) nicht so gut. Ich bin überzeugt, dass Live-Erlebnisse wichtig bleiben. Der Beruf des Komikers wird wohl nicht so schnell verschwinden.

EP: Sie stehen seit 20 Jahren als Komiker auf der Bühne. Ausser, dass früher keine Smartphones Ihre Show gefilmt haben – was hat sich für Sie am meisten verändert?

Claudio Zuccolini: Ich bin immer noch der Gleiche. Aber das Publikum hat sich verändert. Als ich angefangen habe, gab es in der Schweiz kaum Stand-up-Comedy. In den USA war das damals schon gross, hier war es neu. In diesen 20 Jahren hat sich die Kunstform etabliert – und das Publikum hat mich akzeptiert.

EP: «Der Aufreger» ist Ihre siebte Show. Haben Sie schon Pläne für die Zukunft? Geht es in die Frührente oder darf sich die Schweiz noch auf weitere Aufreger freuen?

Claudio Zuccolini: Ich bin superglücklich, und es läuft gut. Wenn ich meinen Erfolg auf die USA hochrechne, könnte ich in die Frührente gehen. Aber durch die Grösse der Schweiz läuft das hier etwas anders. Und ehrlich gesagt – mir würde langweilig werden! Das aktuelle Programm läuft bis Frühling 2026, dann mache ich im Sommer eine Pause. In zwei Jahren möchte ich mit einem neuen Programm durch die Schweiz touren.

EP: Und danach?

Claudio Zuccolini: Ich nehme mir 65 als Ziel – ob ich dann aufhöre oder nicht, mal sehen. Themen gibt es immer, sie ändern sich halt mit der Lebensphase. Vielleicht kommen ja mal Enkelkinder, dann gibt’s wieder ganz neue Aufreger!

EP: Vielen Dank für das Gespräch!

Claudio Zuccolini ist aktuell mit dem Programm "Der Aufreger" auf Tour.

«Der Beruf des Komikers wird wohl nicht so schnell verschwinden.»

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